„Wir haben jetzt die riesige Chance, unser touristisches Potential aufzuwerten, zu sichern und gemeinsam zu vermarkten“, mit diesen Worten appellierte der stellvertretende Bezirkstagsvorsitzende Dr. Klaus Weichel am Montagabend in Lambrecht an die Teilnehmenden der Kommunalkonferenz zum Wanderwegekonzept. Das Projekt steht nach einem intensiven Arbeitsprozess in der entscheidenden Phase: Wenn alle beteiligten Verbandsgemeinden und Städte ihre Zustimmung geben und die Kooperationsvereinbarung in ihren Räten beschließen, kann die vom Land in Aussicht gestellte Förderung von 1,5 Millionen Euro beantragt werden. Das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz hält für die Umsetzung des Konzepts, dessen Gesamtkosten bei rund 2 Millionen Euro liegen, eine 75-prozentige Förderung für möglich. Geknüpft ist die Finanzierung an die Auflage, dass die Pflege der Wanderwege und des Wanderleitsystems sowie die Zertifizierung von Teilabschnitten als „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ dauerhaft, für mindestens aber 15 Jahre, gesichert sind.
Das Projekt zur Neukonzeption der PWV-Traditionswege im deutschen Teil des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen startete 2022 unter der Trägerschaft des Bezirksverbands Pfalz und auf Initiative des Pfälzerwald-Vereins (PWV) sowie der Beteiligung der Pfalz-Touristik. Das Konzeptpapier wurde bis Anfang 2023 realisiert. Ziel ist es, die PWV-Traditionswege zu reduzieren und zu einem einheitlich ausgeschilderten und attraktiven Grundwegenetz mit hohem Qualitätsstandard zusammenzuführen. „Nur wenn es nun gelingt, unser Wanderwegekonzept in die Umsetzung und auf einen modernen Stand zu bringen“, erläuterte der Bezirkstagsvorsitzende Hans-Ulrich Ihlenfeld, „können wir mir anderen Wanderregionen in Deutschland mithalten.“
Die in der Kommunalkonferenz vorgestellte Kooperationsvereinbarung hält fest, wie gemeinsam mit den Kommunen im Pfälzerwald, also mit 25 Verbandsgemeinden und Städten, die Umsetzung und damit verbunden die Finanzierung sowie die dauerhafte Pflege und Qualität realisiert werden sollen. Mit den unterschiedlichen Interessenlagen und Ausgangssituationen vor Ort setzte sich über ein Jahr lang eine kommunale Arbeitsgruppe unter Leitung des Verbandsbürgermeisters der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, Michael Zwick, auseinander. Zwick betonte am Montagabend die intensive interkommunale Zusammenarbeit. Berechtigte Interessen, Bedenken und Hinweise seien immer wieder diskutiert und zusammengeführt worden. Nur so sei es möglich gewesen, einen ausgewogenen Entwurf für eine Vereinbarung zu erarbeiten. Darin sind Umsetzung und Finanzierung der Erstumsetzung durch die Kommunen und den Bezirksverband Pfalz basierend auf einem solidarischen Ansatz festgelegt.
Nach Abzug der Fördermittel bleibt in der Finanzierung ein zu tragender kommunaler Eigenanteil von 25 Prozent des Gesamtvolumens, das heißt 500.000 Euro. Die Kooperationsvereinbarung beinhaltet einen Schlüssel, wie die Kosten der Umsetzung und der anschließenden dauerhaften Pflege zwischen dem Bezirksverband Pfalz und den Kommunen aufgeteilt werden soll. Bei der Aufteilung wird zwischen Kosten für Material und Montage sowie Planungskosten für beispielsweise Kataster, Zertifizierung oder Bauabnahmen unterschieden. Im Bereich „Material und Montage“ ist vorgesehen, dass jede Kommune die individuell anfallenden Kosten in ihrer Gemarkung übernimmt, eine sogenannte Spitzabrechung erfolgt. Der Bezirksverband unterstützt diesen Bereich mit einer Pauschale von 29.000 Euro. Die Planungskosten sollen solidarisch aufgeteilt werden, indem jede Kommune und der Bezirksverband einen Sockelbetrag von 5.000 Euro zur Verfügung stellen. Die darüber hinaus anfallenden Kosten sollen in einem Stufensystem anteilig von den Kommunen übernommen werden. Ausschlaggebend ist dabei, welche Wegelänge im Zuständigkeitsbereich liegt und welche Vorleistungen bereits erbracht wurden. So ist für Kommunen, die beispielweise die Beschilderung schon umgesetzt oder Kataster angelegt haben eine Kürzung der Kosten um 25 Prozent vorgesehen. Kommunen, die noch am Beginn der Maßnahmen stehen, werden stärker belastet.
Zu den Investitionen, die nicht innerhalb des Förderprojekts umgesetzt werden können und daher zu gleichen Teilen auf die Kommunen verteilt werden sollen, zählen die regelmäßige Zertifizierung von Wegabschnitten sowie die Einführung eines digitalen Wegemanagements.
Sollten die Gremien in allen 25 Verbandsgemeinden und Städten im Pfälzerwald dem Konzept ihre Zustimmung erteilen, könnte die Umsetzung der Neustrukturierung der Wanderwege Anfang 2026 beginnen und bis 2028 abgeschlossen sein. Nach Abschluss des Projekts soll im zweiten Schritt ein zentrales Management in Form einer halben Stelle bei der Pfalz-Touristik eingerichtet werden, die sich um das Marketing der Wanderwege des PWV kümmern soll. Auch die Organisation der wiederkehrenden Zertifizierung soll durch die Pfalz-Touristik organisiert werden. Die vorgesehen Kosten sollen zwischen Kommunen und Bezirksverband aufgeteilt werden. Der PWV leistet zudem den wichtigen Auftrag, die Wege auch zukünftig dauerhaft zu markieren und Schäden zu melden. Das sei eine besondere Verantwortung, die der Pfälzerwald-Verein in den kommenden Jahren weiterhin mit seinen ehrenamtlichen Wegewarten wahrnehmen möchte, erklärte PWV-Vorstandsmitglied Martin Brandl. „Hierzu werden wir uns vertraglich in der Kommunalvereinbarung verpflichten“, sagte er und fuhr fort: „Wir kümmern uns seit mehr als 120 Jahren um das Wegenetz, da werden die kommenden 15 Jahre keine Schwierigkeit für uns darstellen!“
„Wie stehen kurz davor einen Meilenstein im Tourismus zu setzen“, sagte Ihlenfeld zum Abschluss der Konferenz. Die Entscheidung der Kommunen soll bis zum Spätsommer gefallen sein.