Streuobst verbindet Jung und Alt

65 Teilnehmer beim Baumschnittkurs in Schindhard

„Obstbäume brauchen je nach ihrem Lebensalter angepasste Schnittmaßnahmen“ erläuterte Herbert Ritthaler den Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Baumschnittkurses, der über das Projekt „LIFE-Biocorridors“ des Biospärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen am Wochenende in Schindhard angeboten wurde. Diesen und viele andere Tipps gab der Spezialist für alte und regionale Obstsorten den 65 Menschen, die sich für Baumschnitt und Naturschutz interessieren und hier zusammenkamen. „Wichtig ist, sich den Baum genau anzuschauen und zu erkennen, was er braucht. Das ist wie ein Schüler, der sich entwickeln soll, zuerst muss man sehen, was er schon kann, und ihn dann in die richtige Richtung begleiten.“ Auch wenn man die Pflege von Streuobstbäumen vor allem durch das eigene Tun, durch Beobachten und Erfahrungen lerne, konnte Ritthaler im Vortrag wie auch in der Praxisvorführung einige hilfreiche Grundsätze vermitteln.

65 Personen, die sich für Naturschutz und Streuobstwiesen interessieren, kamen in Schindhard beim Baumschnittkurs zusammen
65 Personen, die sich für Naturschutz und Streuobstwiesen interessieren, kamen in Schindhard beim Baumschnittkurs zusammen

Die Referenten des Kurses lenkten den Blick auch auf den facettenreichen Mehrwert von Streuobstwiesen. Sabine Hoos, Koordinatorin des Projekts „LIFE Biocorridors“, erläuterte die große ökologische Bedeutung dieser Landschaftsform: „Altbäume haben auch, wenn sie nicht mehr so ertragreich sind, einen hohen Wert als Lebensraum für viele Tiere, zum Beispiel für seltene Insekten und Fledermäuse“. Zudem könne das Thema gesellschaftlich relevant sein, denn hier lernen unterschiedliche Generationen aufgrund von verschiedenen Erfahrungen voneinander, und mit der Pflege und der Bewirtschaftung können Interessierte Verantwortung für die naturnahe Produktion von Nahrungsmitteln aus der Region übernehmen. Klein und Groß können Natur vor der Haustür und mit vielen Sinnen erleben und bei der Weiterverabeitung der schmackhaften Ernte, etwa zu Obstkuchen oder Marmelade, könne auch handwerkliches Wissen weitergegeben werden.

Das Projekt „LIFE Biocorridors“ fördert den grenzüberschreitenden Biotopverbund, unter den auch der Erhalt von Streuobstwiesen als Lebensraum für Pflanzen und Tiere fällt. Man geht derzeit von rund 1.000 Hektar Streuobstwiesen mit rund 71.000 Einzelbäumen im Pfälzerwald aus. Ein Großteil der Bestände ist überaltert und teilweise in einem mittelmäßigen bis schlechten Zustand. Das „LIFE“-Projekt will hier durch die Wiederherstellung oder Neuanlage von Streuobstwiesen sowie durch Vermittlungsmaßnahmen wie Vorträge, Baumschnittkurse und Broschüren gegensteuern.

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Zum LIFE-Projekt:
Das EU-Projekt „LIFE Biocorridors“ will ein grenzüberschreitendes ökologisches Netzwerk im Biotopverbund Pfälzerwald-Nordvogesen schaffen. Hierfür werden verschiedene Maßnahmen in Wald, Wiesen und an Wasserläufen durchgeführt. So soll beispielsweise ein Netz an Altholzinseln entstehen, der Laubwaldanteil erhöht und natürliche Bachuferwälder sollen wiederhergestellt werden. Im Offenland geht es darum, Streuobstwiesen sowie magere Wiesen und Weiden zu bewahren oder neu anzulegen. Fließgewässer sollen wieder durchlässig und Feuchtgebiete gepflegt werden; die Einrichtung von Tränkestellen und Furten soll zudem Gewässer schützen, die durch Viehtritt geschädigt sind.

Für das Projekt „LIFE Biocorridors“ werden insgesamt 3,6 Millionen Euro durch die Europäische Union sowie durch die Projektpartner in Frankreich und Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt. Die Umsetzung der Maßnahmen wird vom Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz mit 540.000 Euro gefördert. Das Projektbüro gehört zur Geschäftsstelle des Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen, die ihren Sitz in Lambrecht hat und eine Einrichtung des Bezirksverbands Pfalz ist.