Natur und Kulturlandschaft im Pfälzerwald schützen
Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen feiert Auftakt zum Bundesförderungs-Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“

„Die einzigartige Natur des Pfälzerwalds ist ein ganz besonderes Stück deutscher Kulturlandschaft“, sagte die Bundesumweltministerin Svenja Schulze beim Auftakt zum Projekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald“ in Sankt Martin. Für die erste Phase des Vorhabens, das das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen in den nächsten Jahren umsetzen wird, hat der Bund die Bewilligung im Förderprogramm „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“ erteilt. Besonders die Wiesen und Weiden im Pfälzerwald seien wertvolle Lebensräume für seltene und bedrohte Tier- und Pflanzenarten, ergänzte die Ministerin und führte weiter aus: „Wenn wir diese Landschaften erhalten wollen, sind die Wanderschäfer unsere wichtigsten Verbündeten. Denn die Beweidung des Grünlands durch Schafe und Ziegen ist für die Erhaltung der Artenvielfalt essentiell.“

Gaben gemeinsam den Startschuss zum Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald": Der Vorsitzende des Bezirkstags Pfalz, Theo Wieder (links), die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (2.v.r.) und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (rechts); hier mit dem Vorsitzenden der Schafhalter/Ziegenhalter und -züchter Rheinland-Pfalz, Werner Neumann (2.v.l.) (Bild: MUEEF RLP/frei)
Gaben gemeinsam den Startschuss zum Naturschutzgroßprojekt „Neue Hirtenwege im Pfälzerwald”: Der Vorsitzende des Bezirkstags Pfalz, Theo Wieder (links), die rheinland-pfälzische Umweltministerin Ulrike Höfken (2.v.r.) und Bundesumweltministerin Svenja Schulze (rechts); hier mit dem Vorsitzenden der Schafhalter/Ziegenhalter und -züchter Rheinland-Pfalz, Werner Neumann (2.v.l.) (Bild: MUEEF RLP/frei)

Wird die Nutzung der Offenlandbiotope aufgegeben oder findet eine Übernutzung statt, verschwinden die teilweise stark gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Das Projekt „Neue Hirtenwege für den Pfälzerwald“ will hier gegensteuern, indem es die Wanderschäferei fördert und dort reaktiviert, wo sie zurückgegangen ist. Die Beweidung mit Schafen und Ziegen pflegt nicht nur das Offenland; über ihr Fell transportieren die Tiere unzählige Samen, aber auch zum Beispiel Heuschrecken oder Schnecken und fördern so die Vernetzung von isoliert liegenden Biotopflächen und Populationen. „Das Projekt ist ein schönesBeispiel dafür, wie Landwirtschaft und Naturschutz zum Wohle beider Seiten zusammenarbeiten können“, so Schulze.

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin, Ulrike Höfken, bekräftigte dies mit ihren Worten: „Die Wanderschäferei kommt fast ohne Zäune, ohne Pestizide, ohne Verdichtung der Böden und ohne Maschinen aus. Mit Hilfe der Bundes- und Landesmittel sowie finanzieller Unterstützung des Bezirksverbands Pfalz werden in diesem Projekt der Naturschutz und die Bedürfnisse der Menschen in der Region fest miteinander verknüpft.“ Sie betonte auch, dass das Projekt ein wichtiger Baustein der „Aktion Grün“ sei, dem Aktionsprogramm für Artenvielfalt und Naturschutz der Landesregierung.

Der Bezirktagsvorsitzende Theo Wieder drückte Freude und Dank über die Förderbewilligung aus, die dem Bezirksverband Pfalz als Träger des deutschen Teils des Biosphärenreservats zuging: „Mit dem Naturschutzgroßprojekt ,Neue Hirtenwege im Pfälzerwald‘ wollen wir gemeinsam mit den Projektpartnern und -förderern und mit intensiver Beteiligung der lokalen Akteure eine attraktive und nachhaltige Kulturlandschaft mit einem hohen Erholungswert und einer hohen Artenvielfalt für alle Besucher sowie Bewohner des Pfälzerwalds erhalten und schaffen.“ In den Teilregionen, in denen es keine Wanderschäfer mehr gibt, wird man auf lokale Beweider zur Biotoppflege zurückgreifen. Daneben sind in dem Naturschutzgroßprojekt Maßnahmen im Bereich Streuobstwiesen, zur Revitalisierung von Trockenmauern oder die modellhafte Reaktivierung der Buckel- und Schemelwiesen vorgesehen. „Der Bezirksverband Pfalz freut sich, die Verantwortung für dieses zukunftsweisende Projekt und diese bedeutende Aufgabe zu übernehmen“, so Wieder.

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Das Projekt gliedert sich in zwei Projektphasen, für die insgesamt rund 18 Millionen Euro anvisiert wurden. Zunächst wird eine dreijährige Pflege- und Entwicklungsplanung – begleitet von umfangreichen faunistischen und floristischen Kartierungen – durchgeführt, die auch Ziele und Maßnahmen auf den Projektflächen definiert. Daran schließt sich die auf zehn Jahre ausgelegte Umsetzungsphase an, bei der die Maßnahmen über das geplante, etwa 8.500 Hektar große Fördergebiet, das über die Grünlandgebiete vom Wasgau zum Haardtrand bis nach Grünstadt reicht, realisiert werden. Für das gesamte Vorhaben ist eine Laufzeit bis zum Jahr 2030 vorgesehen, während der in biotopersteinrichtende Maßnahmen, in die Streuobstpflege, den Trockenmauerbau, die Beweidungsinfrastruktur und vieles mehr investiert werden soll.

Die Projektphase I des „chance.natur“-Vorhabens „Neue Hirtenwege für den Pfälzerwald“, die bis 2020 laufen wird, hat ein Finanzvolumen von rund 1,8 Millionen Euro und wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU), durch das Land Rheinland-Pfalz und durch den Bezirksverband Pfalz.