Für eine gute Zukunft im Biosphärenreservat und darüber hinaus

Abschluss des Projekts „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“

30.11.2021

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„Nachhaltiges Handeln ist ein Schlüsselbegriff für eine gute Zukunft aller Menschen auf dem Planeten Erde. ,Wenn viele Menschen viele kleine Schritte tun, gelingt Großes‘: Diesen häufig genannten Kernsatz politischen Handelns jenseits der oft im Vordergrund stehenden großen Einzelprojekte beachtet das SDG-Projekt des Biosphärenreservats Pfälzerwald in vorbildlicher Weise.“ Das sagte der Vorsitzende des Bezirkstags Pfalz in seinem Grußwort zur Online-Abschlussveranstaltung des Projekts „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“. Im Rahmen des Projekts, das im Juni 2019 startete und Ende dieses Jahres ausläuft, haben sich acht Kommunen im UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald auf den Weg gemacht, um für eine generationengerechte Zukunft Nachhaltigkeitsstrategien zu entwickeln. Damit zeigen sie modellhaft auf, welchen Beitrag Kommunen leisten können, um die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 der Vereinten Nationen umzusetzen. Die acht Modellkommunen des Projekts sind die Städte Pirmasens, Bad Bergzabern und Neustadt, die Verbandsgemeinden Lambrecht und Maikammer sowie die Ortsgemeinden Sippersfeld, Kallstadt und Klingenmünster.

„Wir freuen uns, dass wir die Kommunen im Biosphärenreservat Pfälzerwald bei der Entwicklung einer integrierten Nachhaltigkeitsstrategie im Sinne der Agenda 2030 und der Landesnachhaltigkeitsstrategie Rheinland-Pfalz unterstützen konnten“, sagte Dr. Till Winkelmann, Projektleiter „Global nachhaltige Kommune“ bei der Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt, die das Projekt gemeinsam mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald umgesetzt hat. „Kommunen kommt bei der Umsetzung der Agenda 2030 eine Schlüsselrolle zu, da die globalen Nachhaltigkeitsziele Relevanz für alle kommunalen Aufgaben haben – von der Planung, der Beschaffung, bis hin zur kommunalen Versorgung.“

Im Laufe des zweieinhalbjährigen Projekts haben die teilnehmenden Kommunen in einem gemeinsamen Netzwerk acht Strategien für eine nachhaltige Kommunalentwicklung mit darin integrierten SDG-Aktionsplänen erarbeitet, die auch anderen interessierten Kommunen in Rheinland-Pfalz helfen sollen, passende Impulse aufzugreifen und ebenfalls in einen strategischen Nachhaltigkeitsprozess zur Umsetzung der Agenda 2030 einzusteigen. Die acht Nachhaltigkeitsstrategien befinden sich im finalen Entwurfsstatus und werden in den Folgemonaten redaktionell finalisiert und auf der Website des Biosphärenreservats Pfälzerwald veröffentlicht.

Neben der Agenda 2030 und der Nachhaltigkeitstrategie des Bundes bildet diejenige des Landes Rheinland-Pfalz die Grundlage. In seinem Keynote-Beitrag zum Thema „Gehen global und lokal zusammen? Die Agenda 2030 und kommunale Entwicklung“, erläuterte Michael Frein vom Referat Strategische Steuerung Nachhaltigkeit bei der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz: „Kommunale Nachhaltigkeitsstrategien zeichnen sich durch je eigene Profile aus, so wie auch die Strategien der Bundesländer je eigene Profile haben und nicht einfach ein Abbild der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie darstellen. Gleichwohl: Alle Nachhaltigkeitsstrategien eint der gemeinsame Bezugspunkt der Agenda 2030 der Vereinten Nationen mit ihren 17 globalen Nachhaltigkeitszielen.”

Podiumsdiskussion „Möglichkeiten und Grenzen von Kommunen als Treiber nachhaltiger Entwicklung“

Das Foto zeigt den Blick vom Turm der Stiftskirche auf den Marktplatz in Neustadt an der Weinstraße
Blick auf den Neustadter Marktplatz (Foto: BR/Klaus Venus)

In einer Podiumsdiskussion stellten sich Dr. Erwin Manz, Staatssekretär für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, Dr. Till Winkelmann sowie Vertreterinnen und Vertreter der Modellkommunen der Frage nach Möglichkeiten und Grenzen von Kommunen als Treiberinnen nachhaltiger Entwicklung zur Umsetzung der 17 Nachhaltigkeitsziele. „Nachhaltige Entwicklung beginnt konkret vor Ort. Kommunen sind wichtige Akteurinnen, wenn es um die Umsetzung der globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 geht. Nachhaltig leben und wirtschaften – das funktioniert nur dann, wenn es dort verankert wird, wo die Menschen zuhause sind: Es gilt einerseits die hohe Lebensqualität zu erhalten und andererseits den globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit, Bewahrung der Artenvielfalt sowie soziale und wirtschaftliche Gerechtigkeit auch vor Ort konkret zu begegnen”, sagte Manz. „Der Klimawandel, Starkregenereignisse und weltweite Flüchtlingsbewegungen führen uns drastisch vor Augen, wie wichtig eine nachhaltige Lebensweise für den Fortbestand unser Zivilisation ist. Der SDG-Prozess ermöglicht den beteiligten Kommunen, mit konkreten Maßnahmen Nachhaltigkeitsprozesse vor Ort zu initiieren beziehungsweise auszubauen“, erklärte die Neustadter Umweltdezernentin, Waltraud Blarr. Die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Maikammer, Gabriele Flach, sagte: „Die globalen Nachhaltigkeitsziele sind keine abstrakte Größe. Sie nehmen uns alle in die Pflicht und bestimmen unser Leben im Hier und Jetzt: Wie wir arbeiten, wie wir wirtschaften, wie wir konsumieren, wie wir leben.“ Sie gab auch zu bedenken, dass Nachhaltigkeit „immer auch durch eine ethische Dimension“ bestimmt sei: „Sie spiegelt das Bestreben einer Gesellschaft, im Einklang mit eigenen Werten zu leben. Ich freue mich sehr, wie sich das Projekt bei uns vor Ort bisher entwickelt hat und bin gespannt auf die Zukunft.“

Pirmasens, Neustadt an der Weinstraße, Bad Bergzabern, die Verbandsgemeinden Lambrecht und Maikammer sowie Sippersfeld, Kallstadt und Klingenmünster hätten sich mit großem Engagement und unter schwierigen Corona-Bedingungen in das Projekt “Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz” eingebracht, führte Manz weiter aus und betonte: „Sie haben nicht nur dafür gesorgt, dass sie mit ihren erarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategien und Aktionsplänen die Grundlage für eine zukunftsfähige Stadt- und Gemeindeentwicklung legen, sondern auch, dass der Pfälzerwald sich mit dem Projekt auf einem guten Weg befindet: zu einer Modellregion für nachhaltige Entwicklung in Rheinland-Pfalz.” In ihrem Zwischenruf (hier einsehbar) formulierte Inga Thao My Bui von der Bewegung „Fridays for Future“, dass „gerade junge Menschen häufig das Gefühl haben, dass sie nichts bewegen können. Deshalb sind niedrigschwellige Angebote und konkrete Anregungen, wie man auf der örtlichen Ebene etwas zusammen bewegen kann, besonders wichtig.“

Ergebnisse und Erfahrungen aus dem SDG-Projekt

„Das Biosphärenreservat Pfälzerwald hat das Ziel, Modellregion für nachhaltige Entwicklung zu sein. Hierzu braucht es viele Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, um diese Idee in die Tat umzusetzen. Nachhaltigkeit wird in den Kommunen greifbar und erlebbar. Die jetzt in unserem Projekt erarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategien der SDG-Modellkommen dienen auch der Umsetzung und der Verbreitung der Biosphären-Idee“, erklärte die Direktorin des Biosphärenreservats Pfälzerwald, Dr. Friedericke Weber.

Corinna Säger, SDG-Projektleiterin beim Biosphärenreservat, gab einen Einblick in die Projektergebnisse, die die Kommunen mit viel Engagement ihrer Kernteams wie auch ihrer Bürgerinnen und Bürger erarbeitet haben: „Eine zusammenfassende Analyse der Leitlinien hat ergeben, dass den Kommunen einige Themen besonders am Herzen liegen, wie etwa die Stärkung des Zusammenhalts im Sinne sozial gerechter Lebens- und Wohnbedingungen für alle Bevölkerungsgruppen, Generationengerechtigkeit und Familienfreundlichkeit, Teilhabe und Inklusion sowie lebendiger Nachbarschaften. Auch die Mobilitätswende hat eine hohe Priorität für die nachhaltige Entwicklung der Modellkommunen im Pfälzerwald, wo viele Menschen sich abhängig vom eigenen Auto sehen.” Weiterhin sei es den Kommunen wichtig, sich gegen den Rückgang der biologischen Vielfalt stark zu machen und Lebensräume für die Arten- und Organismenvielfalt der heimischen Ökosysteme zu erhalten beziehungsweise verbessern. Den Bürgerinnen und Bürgern solle eine hohe Lebensqualität ermöglicht werden, etwa durch die Gewährleistung einer nachhaltigen Nahversorgung, eines hochwertigen Bildungs- und Kulturangebots, durch eine gute Versorgung mit Gesundheitsdiensten und durch jugend-, senioren- und barrierefreundliche Angebote. Bei alledem ressourcenschonend vorzugehen und Verantwortung des eigenen Handelns für die Menschen und die Umwelt in den Ländern des globalen Südens zu übernehmen, sei handlungsleitend für die acht Nachhaltigkeitsstrategien. Denn globale Güter wie das Klima, sauberes Wasser, Ökosystemdienstleistungen, Frieden, Gerechtigkeit oder Gesundheit machten an keinen Grenzen halt und würden von allen Menschen weltweit gleichermaßen benötigt, so die Projektleiterin.

 

Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft: Zweite Runde von Zukunftswerkstätten im SDG-Projekt

26.02.2021

Gemeinsam anpacken für mehr Nachhaltigkeit in der eigenen Kommune: Im SDG-Projekt sollen Nachhaltigkeitsstrategien mit konkreten Aktionsplänen den Weg zeigen, wie es gehen kann (Foto: Biosphärenreservat/frei)

„Vereine sind ein großes Potential für Bad Bergzabern. Ich finde es entscheidend, wie Vereine von der Stadt gefördert werden, zum Beispiel indem ihnen Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt werden“, sagte eine interessierte Bürgerin, die sich am Workshop zum Handlungsfeld „Zusammenleben“ beteiligte. Der Workshop war Teil der ersten Zukunftswerkstatt in Bad Bergzabern, das als eine von acht Kommunen im Pfälzerwald beim Projekt „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ mitwirkt. Das Handlungsfeld „Zusammenleben“ betrifft mehrere der 17 Nachhaltigkeitsziele, der sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals), auf die sich die Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 geeinigt haben und die im Mittelpunkt des SDG-Projekts stehen. In dem Projekt soll für jede Modellkommune eine Strategie entwickelt werden, wie die globalen Nachhaltigkeitsziele auf lokaler Ebene verwirklicht werden können.

In jeder Kommune bildete sich nach dem Projektauftakt ein Kernteam, das zunächst in einer Bestandsaufnahme die wichtigsten Handlungsfelder in punkto Nachhaltigkeit identifizierte. Bei einer ersten Runde von Zukunftswerkstätten im Sommer und Herbst 2020 waren alle Bürger:innen eingeladen sich einzubringen, um zu den Handlungsfeldern Ziel- und Maßnahmenideen zu entwickeln – die Ideen waren vielfältig, wie einige Beispiele zeigen. Eine Bad Bergzabener Seniorin schlug vor: „Die jungen Alten zu gewinnen, das wäre gut. Man müsste Möglichkeiten zum Mitmachen schaffen, zum Beispiel beim gemeinsamen Gärtnern“. Eine engagierte Jugendliche, die auch im Stadtrat aktiv ist, meinte: „Ich finde, wir brauchen mehr Projekte mit einfacher Struktur, die sich wiederholen. Zum Beispiel ein gemeinsamer Umweltaktionstag, für den jede Gruppe, die mitmachen möchte, eine Aufgabe zugeteilt bekommt“. Eine Sozialarbeiterin brachte zum Ausdruck, wie wichtig es sei, die Bad Bergzabener:innen mit Migrationshintergrund mehr mitzunehmen, ihnen mehr Möglichkeiten zu bieten, sich einzubringen, zum Beispiel könne man dies über die Kindergärten gut erreichen.

Nachdem die zahlreichen Ideen zu Maßnahmen durch die Kernteams in eine erste strategische Ordnung gebracht und bewertet wurden, plant das Projektteam nun die zweite Runde von Zukunftswerkstätten, die in den kommenden Monaten stattfinden sollen, sofern es die Pandemielage zulässt. Hier sollen einzelne Maßnahmen beispielhaft verfeinert und bis in die konkrete Umsetzung durchdacht werden. Das ist wichtig, weil die Nachhaltigkeitsstrategie für jede Kommune auch einen konkreten Aktionsplan enthalten soll. Fragen nach dem Zeitplan und Zuständigkeiten in ausgewählten Maßnahmen sollen vorab geklärt werden, etwa wer verantwortlich ist, wer die Maßnahme trägt, wer koordiniert und wer zuarbeitet. Auch soll in der zweiten Zukunftswerkstatt der Entwurf für das Leitbild jeder Kommune besprochen werden. Das Nachhaltigkeits-Leitbild beschreibt den jeweiligen Zustand, den eine Gemeinde im Jahr 2030 erreichen will. Den Rahmen für die Ziele bilden gemäß der Agenda 2030 und der globalen Nachhaltigkeitsziele die planetaren Grenzen beziehungsweise die Grenzen der Belastbarkeit der Ökosysteme sowie soziale Gerechtigkeit und Leben in Würde für alle, auch im entwicklungspolitischen beziehungsweise Eine-Welt-Kontext.

Das SDG-Projekt im Biosphärenreservat Pfälzerwald

Die Städte Pirmasens, Bad Bergzabern und Neustadt, die Verbandsgemeinden Lambrecht und Maikammer sowie die Ortsgemeinden Sippersfeld, Kallstadt und Klingenmünster – das sind die acht Kommunen, die sich am Projekt „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ als Modellkommunen beteiligen. In dem Projekt wird für jede Kommune eine Nachhaltigkeitsstrategie mit konkretem Aktionsplan erarbeitet, die zu den individuellen Bedarfen und Potentialen der jeweiligen Kommune passen und die sich an der Agenda 2030 mit den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) der Vereinten Nationen orientieren.

Projektträger ist das UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald, eine durch den Bezirksverband Pfalz getragene Einrichtung. Kooperationspartnerin auf Bundesebene ist die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Partner von Seiten des Landes Rheinland-Pfalz sind das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, das Ministerium des Innern und für Sport und das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW).

Sowohl die SKEW mit Mitteln des BMZ als auch die drei Landesministerien fördern das Projekt finanziell.

Mehr Informationen zum Projekt und den teilnehmenden Kommunen sowie demnächst auch zu den anstehenden Zukunftswerkstätten finden sich unter www.pfaelzerwald.de/sdg-modellregion-pfaelzerwald.

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SDG-Projekt zu UN-Nachhaltigkeitszielen bietet Online-Netzwerkveranstaltung

17.11.2020

Blick auf die Stadt Bad Bergzabern (Foto: Dominik Ketz)
Blick auf die Modellkommune Bad Bergzabern (Foto: Dominik Ketz)

Für alle Kommunen aus dem Gebiet des Biosphärenreservats gibt es am Dienstag, 01. Dezember, von 15.30 bis etwa 18.30 Uhr, eine Online-Netzwerkveranstaltung zu ausgewählten Nachhaltigkeitsthemen. Das Online-Treffen richtet sich an alle Interessierte – einschließlich Verwaltung, Politik, Zivilgesellschaft, öffentliche Träger, Kirche, Privatsektor und weitere Akteurinnen und Akteure. Es wird angeboten vom Team des SDG-Projekts des Biosphärenreservats Pfälzerwald gemeinsam mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global. Unterstützt wird die Veranstaltung zudem vom Land Rheinland-Pfalz. SDG steht für Sustainable Development Goals, das sind die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die in der Agenda 2030 formuliert sind. Die Online-Netzwerkveranstaltung richtet sich sowohl an die acht Kommunen, die sich am Projekt „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ als Modellkommunen beteiligen, wie auch an weitere interessierte Kommunen im Pfälzerwald.

Die Veranstaltung beginnt um 15.30 Uhr mit einer gemeinsamen Gesprächsrunde zur Verkehrswende auf kommunaler Ebene. Der Ausbau von ÖPNV sowie von Rad- und Fußverkehr, die Stärkung von E-Mobilität und Car-Sharing, die Reduzierung des motorisierten Personenindividualverkehrs und die barrierefreie Mobilität sind Zielvorstellungen für eine nachhaltige Zukunft vor Ort. Dabei sind die Kommunen an bestimmte Rahmenbedingungen gebunden und fragen sich, wo und wie sie ansetzen können, um die Verkehrswende voranzubringen. Expertinnen und Experten – unter anderem von der Technischen Universität Kaiserlautern, vom rheinland-pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau und vom Thinktank Agora Verkehrswende – diskutieren gemeinsam mit den Kommunen.

Im Anschluss an die gemeinsame Gesprächsrunde teilt sich das Publikum in drei Themengruppen. Die erste Gruppe beschäftigt sich mit dem Aufbau von kommunalen Partnerschaften im Globalen Süden.

Matthias Müller, Ortsbürgermeister von Bullay an der Mosel, berichtet, wie seine Gemeinde vor etwa zehn Jahren damit begann, in Ruanda Entwicklungspartnerschaften zu etablieren und zu welchen Projekten dies bisher geführt hat. Der Impulsvortrag von Bürgermeister Müller wird überleiten zu einem moderierten Austausch. Darin soll erörtert werden, was mögliche gemeinsame Schritte von interessierten Kommunen aus dem Biosphärenreservat Pfälzerwald sein könnten, um geeignete kommunale Partnerschaften im Globalen Süden aufzubauen. Dr. Carola Stein, Leiterin des Referats „Partnerland Ruanda“ am rheinland-pfälzischen Ministerium des Innern und für Sport wird an der Gruppendiskussion teilnehmen.

In einer weiteren Gruppe steht die kommunale Klimawandelanpassung im Mittelpunkt. Der Klimawandel ist in Rheinland-Pfalz längst angekommen und stellt die Gemeinden, Städte und Landkreise vor immer größer werdende Herausforderungen. Fragestellungen wie etwa, wie unsere Gebäude der Zukunft aussehen und wo die Herausforderungen der ökologischen Transformation liegen und wie diese gemeistert werden können, bewegen Kommunen. Im Projekt “KlimawandelAnpassungsCOACH” haben seit April 2018 insgesamt 15 Kommunen in Rheinland-Pfalz gemeinschaftlich Anpassungsmaßnahmen erprobt und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Der Projektleiter Christian Kotremba vom Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen stellt diese den Teilnehmenden der Veranstaltung vor, bevor der Gruppenmoderator zum Erfahrungsaustausch überleitet.

Die dritte Gruppe beschäftigt sich mit kommunaler Nachhaltigkeit und der Nachhaltigkeitsstrategie Rheinland-Pfalz. Letztere zeigt an, wo im Lichte der globalen Herausforderungen die Schwerpunkte einer nachhaltigen Entwicklung des Landes liegen, und auf welchem Weg es sich befindet. Dabei ist der Übergang zu einer nachhaltigen Entwicklung nicht allein eine Angelegenheit der Landesregierung. In unterschiedlichsten Bereichen können Städte und Gemeinden ihren Beitrag leisten: Zum Beispiel werden mehr und mehr Kommunen Fairtrade-Towns, arbeiten an der Begrenzung der Flächenneuinanspruchnahme, stärken die nachhaltige Beschaffung und bringen den Ausbau der erneuerbaren Energien voran. Michael Frein, Referent beim Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau, wird den Wissensaustausch durch einen Impulsvortrag beginnen und im Anschluss für Fragen der Teilnehmenden zur Verfügung stehen.

Das SDG-Projekt im Biosphärenreservat
Projektträger ist das UNESCO Biosphärenreservat Pfälzerwald, eine durch den Bezirksverband Pfalz getragene Einrichtung. Kooperationspartnerin auf Bundesebene ist die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Partner von Seiten des Landes Rheinland-Pfalz sind das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten, das Ministerium des Innern und für Sport und das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW). Sowohl die SKEW mit Mitteln des BMZ als auch die drei Landesministerien unterstützen das Projekt finanziell.

 

Acht Kommunen auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft – Podiumsdiskussion mit Ministerien, Engagement Global und dem Bezirksverband Pfalz

05.12.2019

Die Städte Pirmasens, Bad Bergzabern und Neustadt, die Verbandsgemeinden Lambrecht und Maikammer sowie die Ortsgemeinden Sippersfeld, Kallstadt und Klingenmünster – das sind die acht Kommunen, die sich am Projekt „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ als Modellkommunen beteiligen. Von den 14 Städten und Gemeinden im Biosphärenreservat, die sich für das Projekt beworben hatten, waren sie besonders überzeugend. Durchgeführt wird das Projekt vom Team des Biosphärenreservats Pfälzerwald gemeinsam mit Engagement Global und ihrer Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW), Hauptfördermittelgeberin des Projekts mit Sitz in Bonn. In dem Projekt wird für jede Kommune eine Nachhaltigkeitsstrategie mit konkreten Aktionsplänen erarbeitet, die zu den individuellen Bedarfen und Potentialen der jeweiligen Kommune passen und die sich an der Agenda 2030 mit den 17 globalen Nachhaltigkeitszielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) der Vereinten Nationen orientieren.

Bei einem ersten Arbeitstreffen sind heute Vertreterinnen und Vertreter der Kommunen zum ersten Mal im Projekt zusammengetroffen und haben sich – angeleitet von der Projektleitung des Biosphärenreservats und den Projektverantwortlichen von Engagement Global – in die Materie vertieft. Zum Beispiel haben Sie sich mit der Agenda 2030 der Vereinten Nationen beschäftigt und ermittelt, wie ihre eigenen Bedarfe und Stärken zu diesen passen. Auch wurde identifiziert, welche Akteurinnen und Akteure vor Ort in die Entwicklung der jeweiligen Strategie einbezogen werden können. Ein akteursbasierter Ansatz ist wichtig, damit die spätere Umsetzung der Strategien gut greifen kann. Nach dem Projektauftakt geht es in jeder Kommune mithilfe einer externen Beratung zur Sache: Unter anderem stehen Bestandsanalysen, je zwei Zukunftswerkstätten pro Kommune, Sitzungen der Projektsteuerungsgruppe und weitere Netzwerktreffen auf der Projektagenda. Mit den Netzwerktreffen möchte das Projektteam bewusst alle Kommunen im Biosphärenreservat ansprechen, damit ein reger Austausch entsteht, von dem alle profitieren können.

Podiumsdiskussion mit Teilnehmenden aus Ministerien, von Engagement Global und vom Bezirksverband Pfalz

„Mit dem Angebot ,Global Nachhaltige Kommune‘ ermöglicht es die Servicestelle für Kommunen in der Einen Welt, die globalen Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 auf lokaler Ebene zu verwirklichen. Wir freuen uns, nun auch acht Kommunen im Pfälzerwald bei einer nachhaltigen Kommunalentwicklung im Sinne der Agenda 2030 und der Landesnachhaltigkeitsstrategie Rheinland-Pfalz unterstützen zu können“, sagte Annette Turmann, Abteilungsleiterin Global Nachhaltige Kommune bei der SKEW. Gemeinsam mit den Vertreterinnen und Vertretern des Bezirksverbands Pfalz sowie der rheinland-pfälzischen Ministerien für

Diskutierten zum Thema „Umsetzung der SDGs in Rheinland-Pfalz: Herausforderungen und Chancen“ (v.l.n.r.): Annette Turmann von der SKEW der Engagement Global, Michael Frein vom rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium, die Umweltministerin des Landes Rheinland-Pfalz, Ulrike Höfken, der Vorsitzende des Bezirkstags Pfalz, Theo Wieder, und die Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Innenministerium, Nicole Steingaß, mit der Direktorin des Biosphärenreservats Pfälzerwald, Dr. Friedericke Weber (Foto: BR/frei)

Umwelt, Wirtschaft und des Innern, die das Projekt unterstützen, diskutierte Winkelmann zum Thema „Umsetzung der SDGs in Rheinland-Pfalz: Herausforderungen und Chancen“. „In ihrem Dorf oder ihrer Stadt fühlen sich die Menschen zuhause. Hier können Sie mit anpacken oder Entwicklungen direkt spürbar beeinflussen“, erläuterte der Vorsitzende des Bezirkstags Pfalz, Theo Wieder, die Bedeutung der Kommunen für dieses Projekt und für das Biosphärenreservat. Ulrike Höfken, rheinland-pfälzische Umweltministerin, zeigte unter anderem auf, wie wichtig es sei, eine Vielzahl von Akteurinnen und Akteuren vor Ort einzubeziehen: „Wir wollen die Entwicklungschancen der Region Pfälzerwald fördern, gleichzeitig deren hohe Lebensqualität erhalten und sie fit machen für die globalen Herausforderungen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit sowie die Bewahrung der Artenvielfalt. Das geht nur zusammen mit der Kommunalpolitik, Verwaltung und Zivilgesellschaft, die in diesem Projekt konkrete Handlungsansätze und Wege für die Umsetzung erarbeiten.“ Gewürdigt

wurde zudem die Idee des Projekts, dass die Kommunen in der Ausarbeitung der Nachhaltigkeitsstrategien und Aktionspläne auch voneinander profitieren können: „Die Mitwirkenden im Modellprojekt sind vorbildlich unterwegs, indem sie sich partnerschaftlich auf die Suche nach Möglichkeiten begeben, die eigene Region nachhaltig weiterzuentwickeln“, sagte Nicole Steingaß, Staatssekretärin im Ministerium des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz.

Dass wie hier mit dem Biosphärenreservat Pfälzerwald bei der Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategien eine gesamte Region in den Blick genommen wird, ist neu. „Wenn, wie hier im Pfälzerwald, eine ganze Region sich aufmacht, um gemeinsam nach Wegen zu einer nachhaltigen Entwicklung zu suchen, dann bestärkt dies auch unsere Arbeit“, fügte Michael Frein hinzu. Er ist im Referat Nachhaltigkeit des Mainzer Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau tätig, das für die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes Rheinland-Pfalz zuständig ist. Diese bildet neben der Agenda 2030 mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und der deutschen Nachhaltigkeitsstrategie die Grundlage für die Ausarbeitungen in den Kommunen. Wieder hob hervor, wie wichtig es sei, dass die Kommunen sich untereinander vernetzten: „Wir wünschen uns, dass sich die Projekt-Kommunen zu einem starken Netzwerk vereinen, von dem andere Kommunen und Regionen auch profitieren können.“ Wie die Städte und Gemeinden lebe auch das Biosphärenreservat Pfälzerwald von der Leidenschaft und Tatkraft seiner Bewohnerinnen und Bewohner. Es sei regional verwurzelt und stehe als Mitglied im Weltnetz der UNESCO-Biosphärenreservate auch in einer globalen Verantwortung. „Es ist somit ein idealer Raum für dieses Projekt“, so Wieder.

Der Träger des Projekts „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ ist der Bezirksverband Pfalz als Träger des Biosphärenreservats, das gemeinsam mit Engagement Global das Projekt durchführt. Zu 90 Prozent finanziert wird das Projekt durch das Angebot „Global Nachhaltige Kommune“ der SKEW mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Unterstützt wird das Vorhaben auf Landesebene durch das Ministerium für Umwelt, Ernährung, Energie und Forsten, das Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau sowie das Ministerium des Innern und für Sport.