Waldbewirtschaftung in den Pflegezonen des Biosphärenreservats:

Das Bild zeigt zwei Personen, die hiinter einem Tisch stehen, Sie sind dabei, ein Papier zu unterzeichnen und wirken gut gelaunt.
Dr. Jens Jacob und Vera Schmidt unterzeichneten die neue Leitlinie für ihre Abteilungen Forsten und Naturschutz, die das Papier gemeinsam ausgearbeitet haben.

In der Villa Denis in Diemerstein im zentralen Pfälzerwald hat die rheinland-pfälzische Klimaschutzministerin Katrin Eder die neue „Leitlinie für die Waldentwicklung in den Pflegezonen im Biosphärenreservat Pfälzerwald“ vorgestellt. „Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen und der charakteristischen Eigenart des Pfälzerwalds als deutschlandweit größte zusammenhängende Waldlandschaft im Weltnetz der Biosphärenreservate ist uns ein ständiges Anliegen. Dazu gehört es, die Hinweise und Empfehlungen des MAB-Komitees der UNESCO zeitnah anzugehen. Mit der neuen ‚Leitlinie zur Waldentwicklung in den Pflegezonen des Biosphärenreservats‘ wurde eine dieser Anforderungen auf vorbildliche Weise umgesetzt“, sagte Klimaschutzministerin Katrin Eder bei der Vorstellung der neuen Leitlinie.

 Im Jahr 2022 wurde der Pfälzerwald für weitere zehn Jahre als UNESCO-Biosphärenreservat durch das Nationalkomitee des Programms „Man and the Biosphere“ (MAB) anerkannt. Die UNESCO-Biosphärenreservate dienen als internationale Modellregionen für eine nachhaltige Entwicklung – ihre Kriterien sind weltweit gültig. Mit der jetzt vorgestellten Leitlinie setzt Rheinland-Pfalz eine der Anforderungen der UNESCO aus der letzten Überprüfung zur differenzierten Waldentwicklung um.

 Theo Wieder, der Vorsitzende des Bezirkstags Pfalz, dankte dem Ministerium, dass es in Zusammenarbeit zwischen der Naturschutz- und Forstabteilung die Aufgabe übernommen hat, ein Konzept beziehungsweise Leitlinien zur Waldbewirtschaftung in den Pflegezonen zu entwickeln. „Die Leitlinie fördert die Zonierung und die Unterscheidung der Bewirtschaftung in den drei Zonen des Biosphärenreservats, nämlich der Kern-, der Pflege- und Entwicklungszone“, erläuterte Wieder. Er wies auch auf weitere Forderungen hin, die die UNESCO als Ergebnis der letzten Evaluierung des Biosphärenreservats Pfälzerwald an das Land Rheinland-Pfalz herangetragen hat: „Der Bezirksverband Pfalz ist zwar Träger der Aufgabe in der Region und nimmt diese auch gerne wahr, aber die Ausgestaltung von Biosphärenreservaten ist bei uns grundsätzlich eine Landesaufgabe, die das Anpacken und Handeln von vielen aus unterschiedlichen Bereichen braucht, um dem auch gerecht werden zu können und damit den Status als UNESCO-Biosphärenreservat für unseren Pfälzerwald zu erhalten und weiterhin als internationale Modellregion weiterentwickeln zu können. Dies ist bei der Entwicklung der Leitlinien gelungen.“

Auf dem Bild sieht man 7 Personen, die im Wald stehen. Hinter Ihnen sieht man eine Fahne von Landesforsten und einen Aufsteller des Biosphärenreservats Pfälzerwald.
In der Pflegezone im Diemersteiner Tal bei Frankenstein (v.l.n.r.): Lea Heidbreder, Mitglied des Landtags, Eckhard Vogel, Ortsbürgermeister von Frankenstein, Klimaschutzministerin Katrin Eder, Biosphärenreservats-Direktorin Friedericke Weber, Bezirkstagsvorsitzender Theo Wieder, Silke Brunck, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn, und Gudrun Heß-Schmidt, Erste Kreisbeigeordnete im Landkreis Kaiserslautern

„In den Pflegezonen ist es unser Ziel, den Wald kontinuierlich an die potenzielle natürliche Lebensgemeinschaft anzunähern – und dabei klimawandelbedingte Entwicklungen einzubeziehen“, sagte Eder. Da die Trockenheit den Wäldern in den letzten Jahren sehr zu schaffen gemacht habe, werde im Pfälzerwald und insbesondere in den Pflegezonen ein Schwerpunkt auf den Wasserrückhalt gelegt. „So sollen beispielsweise Gräben und sonstige Entwässerungseinrichtungen deaktiviert werden, damit das Wasser, das sich an Wegen sammelt, flächig und erosionsfrei in die Wälder gelangen kann“, so die Klimaschutzministerin. Da eine naturnahe Waldbewirtschaftung umgesetzt werde, sei es wichtig, den Wald grundsätzlich nicht flächig zu behandeln. Stattdessen sollen Bäume einzelstamm-, trupp- oder gruppenweise geerntet werden. „Ziel ist es, das Waldinnenklima zu erhalten. Dabei legen die Forstleute einen besonderen Fokus auf die Eiche“, erklärte Eder weiter.

Für einen hohen Standard in der rheinland-pfälzischen Waldbewirtschaftung sorgen eine Vielzahl an Handlungsanweisungen und Vorschriften, die für den Staatswald bindend sind und für den Kommunalwald empfohlen werden. Die nun vorliegende Leitlinie für die Waldentwicklung in den Pflegezonen gehört ebenfalls dazu.

Zonierung im Biosphärenreservat Pfälzerwald

Damit die Biosphärenreservats-Ziele sinnvoll umgesetzt werden können, ist das Biosphärenreservat Pfälzerwald wie alle Großschutzgebiete dieser Art in unterschiedliche Zonen unterteilt. Diese sind allerdings nicht, wie der Begriff „Zone“ vielleicht vermitteln könnte, mit Zäunen voneinander getrennt. Kernzonen sind besondere Lebensräume für Pflanzen und Tiere, in denen die Natur weitgehend sich selbst überlassen bleibt. Der Mensch greift hier so wenig wie möglich ein, etwa zu Forschungs- oder Bildungszwecken. Die Kernzonen umfassen im Pfälzerwald gemeinsam drei Prozent der Fläche. Entwicklungszonen sind Wirtschafts-, Lebens- und Erholungsraum. Hier setzen die Modellprojekte des Biosphärenreservats Akzente, die für nachhaltige Lebens- und Wirtschaftsweisen werben. 70,2 Prozent des Großschutzgebiets sind Entwicklungszone.

Die Pflegezonen des Biosphärenreservates Pfälzerwald-Nordvogesen umfassen 26,8 Prozent der Fläche und dienen in besonderer Weise der Pufferung und dem Biotopverbund der dem Prozessschutz beziehungsweise der Wildnisentwicklung gewidmeten Kernzonen. Darüber hinaus haben sie den Schutzzweck der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der nutzungs- oder pflegeabhängigen Teile der Landschaft, sowie ihrer Arten und Lebensgemeinschaften, auch zur Bewahrung des typischen Charakters der Kulturlandschaft. Hierzu gehören naturschonende Wirtschaftsweisen, die die biologische Vielfalt und die Landschaft berücksichtigen. In der Stellungnahme zur UNESCO-Evaluierung des Biosphärenreservats hat das MAB-Komitee angemerkt, dass keine Unterschiede zwischen der Waldbewirtschaftung in der Entwicklungszone und in den Pflegezonen besteht. Das Land Rheinland-Pfalz war daher aufgefordert, ein abgestimmtes Konzept für die Waldbewirtschaftung in den Pflegezonen unter Berücksichtigung der Natura 2000 Managementpläne und unter Einbindung der NGOs vorzulegen.