Bericht zum ersten Glühwürmchen-Spaziergang der Biosphärenakademie

Das Bild zeigt mehrere Glühwürmchen, die auf Grashalmen sitzen.
Foto: Adobe Stock/fergregory

Es ist Freitag, der 21. Juni 2024, 17:30 Uhr. In Lambrecht geht gerade die Welt unter – Gewitter und Starkregen verwandeln den sommerlichen Pfälzerwald in einen ungastlichen Ort. Eigentlich soll heute Abend der Glühwürmchen-Spaziergang stattfinden – eine Veranstaltung der neuen Biosphärenakademie des Biosphärenreservats Pfälzerwald. Doch momentan sieht es so aus, als ob weder Glühwürmchen noch Exkursionsteilnehmende heute Lust haben, in die regennasse Natur einzutauchen.

Aber das Wetter hat Nachsicht mit uns und der Himmel klart immer mehr auf, so dass die Bergrücken des Haardtrandes pünktlich zum Start des Glühwürmchen-Spaziergangs um 21:00 Uhr in das warme Abendlicht der Sonne getaucht werden.

Die 25 Teilnehmenden am abendlichen Spaziergang trudeln nach und nach in den Werkstätten der Biosphärenakademie in Lambrecht ein. Hier erwartet sie zum Einstieg in den Abend ein kurzer Vortrag zu den Glühwürmchen und ihrem besonderen Leben im Pfälzerwald. In Deutschland gibt es drei Arten des Leuchtkäfers, wie das Glühwürmchen korrekterweise heißt. Denn es ist kein Wurm, sondern ein Insekt – genauer gesagt ein Käfer mit sechs Beinen. Die Bezeichnung Würmchen erhielt der Leuchtkäfer wahrscheinlich deshalb, weil die weiblichen Tiere entfernt an einen Wurm erinnern. Und das ist auch schon eine der Besonderheiten dieser faszinierenden Tiere: Während das Männchen als kleiner schwarzer Käfer durch die Luft fliegt, sitzt das deutlich größere Weibchen flugunfähig im Gras und macht die Männchen durch ein starkes grünes Leuchtsignal auf sich aufmerksam.

Aber genug mit den theoretischen Informationen zu den Glühwürmchen – wir machen uns auf zur benachbarten Streuobstwiese um die Tiere live zu sehen. Die Kinder, die mit ihren Familien auf Tour gehen, sind aufgeregt und kontrollieren ihre Taschenlampen, die sie mit auf die Expedition nehmen. Noch ist es zu hell, um Glühwürmchen zu sehen, aber Schwalben und Mauersegler kreisen am Himmel und direkt am Eingang der Streuobstwiese läuft uns ein Fuchs über den Weg und eilt Richtung Tal.

Als wir den benachbarten Wald erreichen, erwartet uns ein echtes Naturschauspiel: Scheinbar haben sich alle Glühwürmchen aus der Region heute Abend hier verabredet, um uns ihren Hochzeitstanz vorzuführen, der nur für zwei Wochen im Jahr, rund um den Johannistag, zu sehen ist. Die Glühwürmchen schweben als grüne Leuchtpunkte durch den Wald, steigen aus dem dunklen Unterholz hinauf in die Baumkronen und fliegen dann in Schleifen über den Waldboden, auf der Suche nach den in der Laubstreu sitzenden Weibchen. Hat ein Männchen ein Weibchen erspäht, geht es in den Sturzflug über und landet direkt neben ihm auf dem Boden. Sofort löschen beide Tiere das Licht, um keine Konkurrenten anzulocken. Es ist ein mystisch anmutendes Schauspiel, das Erwachsene und Kinder gleichermaßen staunend beobachten. Einige der Kinder haben das Glück, dass ein Glühwürmchen auf ihren Händen landet. Ganz vorsichtig betrachten sie seinen leuchtenden Bauch, um es dann wieder von der Hand aus starten zu lassen.

Auf dem gesamten Rückweg werden wir von den schwebenden Leuchtpunkten begleitet, bis wir schließlich am Ausgangspunkt der Tour angelangt sind. Hier bekommt jedes Kinder noch ein Glühwürmchen zum Essen. Natürlich keine echtes, sondern ein süßes aus Schaumgummi.

Und danach gehen alle mit einem Lächeln nach Hause – Glühwürmchen sind halt doch Sympathieträger. Übrigens bietet die Biosphärenakademie im nächsten Jahr gleich zwei Glühwürmchen-Wanderungen an. Die konkreten Termine (Ende Juni) werden im Spätjahr auf der Homepage des Biosphärenreservats zu finden sein.