Seit 25 Jahren ist das grenzüberschreitende Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen von der UNESCO anerkannt und wirkt als Symbol für die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich. Die Entstehung dieses pfälzisch-elsässisch-lothringischen Schutzgebiets war geprägt von gemeinsamen Visionen, politischem Engagement und dem Willen zur Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg.
Das gemeinsame Bestreben, die natürlichen Ressourcen in den Regionen über die deutsch-französische Grenze hinweg nachhaltig zu nutzen und zu schützen, bestand schon früh. Bereits in den 1980er Jahren setzten sich die Verantwortlichen des damaligen Naturparks Pfälzerwald, der seit 1958 bestand, und des Regionalen Naturparks Nordvogesen, der 1975 gegründet worden war, für eine deutsch-französische Zusammenarbeit im Naturschutzbereich ein. Zu dieser Zeit formte sich die Idee, zwei nationale Biosphärenreservate zu schaffen – mit dem vorrangigen Ziel, ein deutsch-französisches Biosphärenreservat ins Leben zu rufen und so bessere gemeinsame Handlungsmöglichkeiten zu schaffen. Die offizielle Anerkennung erfolgte in Frankreich für die Nordvogesen im Jahr 1989 und für den Pfälzerwald als deutsches Gebiet im Jahr 1992. Die Anerkennung als grenzüberschreitendes Biosphärenreservat – damals das erste seiner Art in der Europäischen Union – vergab die UNESCO dann 1998.
Vereinbarung zur Schaffung eines gemeinsamen Biosphärenreservats
Eine entscheidende Etappe auf dem Weg zum grenzüberschreitenden Biosphärenreservat war die Unterzeichnung der „Vereinbarung zur Schaffung eines grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen“. Am 23. Oktober 1996 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von Rheinland-Pfalz, Elsass und Lothringen in La Petite-Pierre, um ihren Willen, sich gemeinsam für den Erhalt der Natur und die Schaffung eines grenzüberschreitenden Biosphärenreservats einzusetzen, zu besiegeln.
Der damalige rheinland-pfälzische Umweltstaatssekretär Roland Härtel unterstrich bei diesem Anlass die internationale Bedeutung dieses Vorhabens: „In einem zusammenwachsenden Europa verlieren nationale Barrieren mehr und mehr an Bedeutung. Die Schaffung eines deutsch-französischen Biosphärenreservats ist ein konkreter und entscheidender Beitrag für eine dauerhafte umweltgerechte und nachhaltige Entwicklung über die Staatsgrenzen hinweg!”
Zu den Schlüsselfiguren in dem Prozess zur Schaffung des deutsch-französischen Biosphärenreservats gehörten Dr. Werner Ludwig, der damalige Vorsitzende des Naturpark Pfälzerwald e. V., und Jean Westphal, damals Präsident des Sycoparc, Träger des Regionalen Naturparks Nordvogesen. Beide waren die treibenden Kräfte hinter der intensiven Zusammenarbeit der bereits national anerkannten Schutzgebiete. Der Gedanke der Gemeinsamkeit und die Lust, voneinander zu lernen, trugen die Zusammenarbeit voran.
Jean Westphal drückte bei der Unterzeichnung der Vereinbarung seine Überzeugung aus: „Was uns heute zusammenführt, ist von enormer Wichtigkeit für die beste Zukunft unserer gemeinsamen Region.“ Er appellierte an politische Vertreter und richtete den Blick auf die UNESCO, um das Zusammenwachsen der beiden Regionen voranzutreiben und die Vision für Europa Wirklichkeit werden zu lassen. Er glaubte fest daran, dass das deutsch-französische Biosphärenreservat dazu beitragen würde, dass nie wieder Grenzen in den Köpfen der Menschen entstehen würden. Dr. Werner Ludwig bezeichnete die Vereinbarung als „sichtbares Ergebnis guter, mehrjähriger und vertrauensvoller Zusammenarbeit“. Die Vertragspartner legten großen Wert darauf, den Zusammenschluss als bedeutenden Schritt für das Zusammenwachsen Europas auf interregionaler Ebene zu würdigen.
Um die gemeinsamen Ziele zu erreichen, wurde ein Lenkungsausschuss einberufen, mit der Aufgabe, die weiteren Schritte zur Schaffung des Biosphärenreservats zu koordinieren und den nationalen und regionalen Gremien der beiden Gebiete Beschlussvorschläge zu machen. Die Bildung von Arbeitsgruppen ermöglichte eine effektive Umsetzung der praktischen Arbeit. Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sah Werner Ludwig zu dieser Zeit im Werben für „Akzeptanz für das Biosphärenreservat, denn da existieren gewisse Vorbehalte; die Befürchtung, man wird zu sehr eingeengt. Und hier müssen wir Überzeugungsarbeit leisten.“
Gedanke der Gemeinsamkeit im Naturschutz schon seit den 1980er Jahren
Schon im sogenannten „Straßburger Protokoll“ vom 17. Januar 1985 wurden von beiden Seiten die verstärkte Zusammenarbeit in den Bereichen Umweltschutz, Umweltbeobachtung, Pflege und Entwicklung der Naturräume sowie die Förderung einer umweltgerechten ökonomischen Entwicklung im Bereich Landwirtschaft und Tourismus als wichtige Ziele identifiziert. Dieses „Protokoll über die Zusammenarbeit zwischen dem Naturpark Pfälzerwald und dem Naturpark der Nordvogesen“ bildete die Grundlage für einen generellen Informationsaustausch, die Förderung von Kontakten zwischen den Mitarbeitenden, Schüler- und Jugendbegegnungen, einen koordinierten Naturschutz, die Nutzung des historischen und kulturellen Erbes sowie die Entwicklung des grenzüberschreitenden Tourismus.
Ab 1993 konnte mit Unterstützung durch das EU-Förderprogramm Interreg I zwischen den mittlerweile als nationale Biosphärenreservate anerkannten Gebieten ein Programm für die Zusammenarbeit erarbeitet werden. Nach der Unterzeichnung der Erklärung im Oktober 1996 gab auch der Deutsch-Französische Umweltrat seine Unterstützung für das Vorhaben, ein grenzüberschreitendes Biosphärenreservat zu schaffen. In der 8. Sitzung des Rates, der am 28. Oktober 1996 unter Vorsitz der damaligen deutschen Umweltministerin Dr. Angela Merkel und der französischen Umweltministerin Corinne Lepage in Bliesbruck-Reinheim tagte, wurde die Bedeutung des Biosphärenreservats für den Schutz der biologischen Vielfalt in der Grenzregion hervorgehoben. Der Rat drückte seine volle Unterstützung für die „Vereinbarung zur Schaffung eines grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen“ aus und betonte das Ziel, diese auf dem offiziellen Weg der UNESCO zur Zustimmung vorzulegen.
Anerkennung und Erfolge
1998 erfolgte schließlich durch die Entscheidung des „International Coordinating Council“ der UNESCO die offizielle Anerkennung des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats. Die Urkunde, datiert auf den 8. Dezember 1998, wurde in einem deutsch-französischen Festakt in Schönau am 23. Februar 2002 verliehen.
Zu den gemeinsamen Strukturen des Biosphärenreservats gehören auch weiterhin ein Lenkungsausschuss sowie eine Kooperationsvereinbarung, die regelmäßig aktualisiert wird. In diesem Jahr wurde eine Folgevereinbarung abgeschlossen. Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen wurde zuletzt 2022 von der UNESCO für weitere 10 Jahre anerkannt. Die periodische Überprüfung durch die UNESCO unterstreicht die Bedeutung des grenzüberschreitenden Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen als wichtiges Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Naturschutz und in der nachhaltigen Entwicklung.
Seit der Anerkennung haben die beiden Biosphären-Teams zahlreiche gemeinsame Projekte umgesetzt, dazu zählen etwa die deutsch-französischen Biosphären-Bauernmärkte, die es seit 1999 gibt. Der erste Markt fand im südwestpfälzischen Ruppertsweiler statt, der zweite im lothringischen Walschbronn. In der jüngeren Vergangenheit wurde zum Beispiel das EU-Projekt „LIFE Biocorridors“ zur Vernetzung von Biotopen realisiert (2016 bis 2022). Im Sommer 2023 ist das Interreg-Projekt „Gefährdete Tierarten – Espèces en danger“ zu Ende gegangen, das 2020 begonnen hatte. Das Interreg-Projekt „Gärten für die Artenvielfalt – Jardiner pour la biodiversité“ hat 2022 begonnen und läuft bis 2025. Ab 2024 geht das Interreg-Projekt „Horizont Climatic“ mit einer Laufzeit von vier Jahren in die Umsetzung. Die beiden Biosphären-Teams arbeiten in den Geschäftsstellen in Lambrecht in der Pfalz sowie in La Petite-Pierre im Nordelsass.
Im Jahr 2023 gibt es 748 Biosphärenreservate in 134 Ländern, nur 23 davon sind wie das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen grenzüberschreitend.